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Die Verkündung - Propheten der Langeweile

Vielfach liest man in Texten die pathetische Ankündigung: "Und dann geschah es." Sehr beliebt sind auch die geheimnisvollen "Er wusste es nur noch nicht …"  oder "Er konnte nicht ahnen, wie sehr er sich irrte…", "Dies kam nicht von ungefähr." usw.

Vielleicht noch eine Variante: "Er stieg in das Auto, mit dem er eine Stunde später an einen Baum fahren würde."

Das erinnert mich immer an den Ausspruch: „Erst sagt er was er sagen will, dann sagt er es und dann sagt er was er gesagt hat.“

Ein plötzliches Ereignis kündigt sich in der Regel im Leben nicht an. Es geschieht. Der Reihe nach, Schritt für Schritt. Warum sollte das in einem Roman anders sein? Warum muss ich dem Leser sagen, dass gleich etwas geschehen wird? Warum lasse ich ihn nicht teilhaben an der Überraschung, die gleich folgen wird? Warum nehme ich ihm das Leservergnügen geradezu weg?

Der besonders gemeine Trick mancher Autoren: Sie kündigen an, aber bis die Ankündigung umgesetzt wird, nämlich ein paar Seiten weiter, habe ich sie schon wieder vergessen.

" ... und ich sollte erst später feststellen, wie zutreffend er (der Begriff) war. Allerdings auf andere Weise, als ich mir hätte träumen lassen."
In der Regel überliest man solche Passagen. Ich habe vergeblich in den folgenden Seiten die Auflösung gesucht. Das Schlechte dabei: Wir erfahren nicht einmal, was sich der Protagonist hat träumen lassen. Als Leser stehen wir damit völlig im Dunkeln.

Später … da war doch etwas gewesen, was war das denn noch … Ich habe selten zurückgeblättert um herauszufinden, was gemeint war. Oft überliest man solche Stellen auch gekonnt, weil man die Erfahrung gemacht hat, dass sie nichts bringen Aber wenn man Texte aufmerksam liest, dann fallen sie einem auf, die Stolpersteine …

"Welches Ziel verfolgst du?" Shimaka hatte nicht wirklich erwartet, dass sich der Lopter zu Antworten herab ließ. Doch genau das geschah. Der Lopter sagte: ..."
Diese Ankündigung tut nicht weh, trotzdem ist sie Ballast. Der Leser merkt doch sofort, dass es geschieht ...

"Aber er hatte seine Absicht ohne den Chef  gefasst."
Diese Form der Ankündigung, denke ich, kann man noch ignorieren.

Die Regel ist einfach: Überlegen Sie sehr genau, ob sie Vorankündigungen einsetzen. Meist sind sie nur störend und zerbrechen die Handlung, in dem sie die Spannung nicht erhöhen sondern verringern.

 
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