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Fäkal-Zeit

In der Umgangssprache verwendet man leicht Wörter, die in der Literatur zumindest fragwürdig sind.

Von einem Bulgaren wurde ich einmal gefragt, welches das im Deutschen am häufigsten verwendete Wort sei. Da ich es nicht wusste, klärte er mich auf: „Scheiße“.  Nach kurzem Staunen gab ich ihm Recht.

Würden wir das auf literarische Texte übertragen, wäre jedem schnell klar - so geht das nicht. Das will ich wirklich nicht in jedem zweiten Satz lesen. Trotzdem haben sich ursprünglich verpönte Worte ihren anerkannten Platz erobert. Dazu gehört zum Beispiel das „geil“.

Um Szenen zu identifizieren oder Personen zu charakterisieren wird sich niemand daran stoßen wenn Slangs wie „in die Fresse zu hauen“, „süßer Knackarsch“, „Zuckerarsch“, „Leck mich am Arsch“ „Fick mich“ oder anderes verwendet werden. „Scheißkerl“ ist auch beliebt.

Kommen aber Sätze wie: „Tja, wir sind so am Arsch, am arscher könnten wir gar nicht sein!“ oder „Haben sie dir ins Gehirn geschissen?“ könnte es sein, dass der Autor etwas verwechselt hat. Literarische Sprache mit Fäkalien.

 „Was fällt dir ein, mich so anzuarschen …“

Was soll das wohl – außer der interessanten modischen Wortschöpfung – aussagen?

"Ist doch alles für’n Arsch.“
Genau!

Sätzen wie: „Halt dein dreckiges, verlogenes Maul! Sonst poliere ich dir die Fresse! So was wie dich vernasch‘ ich zum Frühstück!“ merkt man die Unbeholfenheit an. Da soll nackte Realität beschrieben werden und ist doch nur unbeholfenes Nichts.

Aber wo ist die Grenze zwischen Vulgarismen und anspruchsvollen Text? Es wird immer eine Gratwanderung sein. Derbheit in der Aussprache gehört zu unserem Leben und es ist legitim, sie auch im Ausdruck anzuwenden. Sie kann sogar gut geeignet sein, um Szenen bewusst zu skizzieren oder Personen zu charakterisieren.

Aber ich glaube – nicht legitim ist es, sie bewusst in einem Text zur Allgemeingültigkeit zu erheben.

Literatur ist, behaupte ich, auch ein Stück Bildung. Fäkalien – so menschlich sie sind – gehören nicht dazu. Das gehört zur Biologie.

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