Diese Tipps wurden freundlicher Weise von Wolfram Kober zur Verfügung gestellt!

Mehr Infos zu Wolfram Kober findet ihr unter www.wolframkober.de

 

Feministische Linguistik

In Behörden- und Politikersprachen wird mancherorts reflektiert, was der Sprache Gewalt antut: Die ständige Hervorhebung des weiblichen Geschlechts bei der Paarnennung, obwohl im ursprünglichen Plural immer alle Geschlechter enthalten waren, und verschiedene Sonderzeichen in Wörtern, die man zum Teil kaum lesen, geschweige denn sprechen kann.
Meine Lieblingsbeispiele:

Bürger
InmeisterInkandidatIn
Bürger(in)meister(in)kandidat(in)
Bürger/in/meister/in/kandidat/in

A(Ä)rzt(e)Innen  ... 
Sich hier vollständig damit auseinander zu setzen, würde den Rahmen sprengen, aber vielleicht helfen einige Gedanken beim Nachdenken.

Es zeigt sich, dass unter dem Einfluss dieser "Politischen Korrektheit" manche Autorinnen dazu übergegangen sind, einige Regeln des Dudens fröhlich und mit Inbrunst über Bord zu werfen und sich dabei zum Beispiel hinter dem Argument verschanzen, dass ihre jeweilige Schreibweise vom Duden nicht direkt verboten würde.

Nun, Poeten waren schon immer kreativ und haben sich in erster Linie um ihren eigenen Stil gekümmert und dabei auch Schreibweisen kreiert, die sich weitab vom gewöhnlichen Sprachgebrauch befanden. Oft zum Nutzen der Sprache. Selten zu ihrem Schaden.

Nun sehe ich allerdings einen feinen Unterschied zwischen kreativer Sprache, Phantasie und Eigenwilligkeit und dem nicht hinterfragten Nachplappern von bewusst diskriminierenden oder grammatisch falschen Vorstellungen von Feministinnen, die sich manchmal zu Sprachvergewaltigerinnen emporgeschwungen haben.

"man" -"frau" - "man(n)"
Wer keine Ahnung hat, bezeichnet das "man" gern als "Supermaskulinum".
Das Pronomen „man“ wird von manchen Frauen wegen der "Gleichberechtigung" gern ersetzt durch „frau“. Damit werden dann andere Geschlechter rigoros ausgeschlossen. Im Grunde führen die Vertreterinnen dieser Formulierung bewusst einen sprachlichen Krieg der Rassentrennung. Logisch wäre, würde als Pronomen „mann“ stehen. Tut es aber nicht.

Eine spezifisch weibliche Form des unspezifischen man müsste also eher wib denn frau heißen; Durch Verwendung  des "frau" werden Personen weiblichen Geschlechts aus der durch man bezeichneten Gruppe (also der allgemeine Mensch) herausgenommen.
Die Folge: Man spricht von Menschen und Frauen.

"Im ursprünglichen Altnordischen bedeutete man "Frau" (engl. woman). Das Wort für Mann war nicht man sondern wer, aus der Sanskritwurzel vir, wie in wer-wulf, dem Wolfsmann. ...
Bei den skandinavischen und anderen Stämmen Europas wurde mit Man der Mond, die Schöpferin aller Wesen, bezeichnet.
Selbst im Rom der Kaiserzeit war Man oder Mana die Mutter aller manes oder Ahnengeister. Die Sanskritwurzel man bedeutete "Mond" und "Weisheit", und dies waren die beiden wichtigsten Attribute der Großen Göttin."

Die andere Deutung:
man
lässt sich auf die indogermanische Wurzel manu- für Mensch zurückführen, die ihrerseits möglicherweise auf men- (verwandt mit lateinisch mens und englisch mind) für denken zurückgeht; die Urbedeutung wäre dann denkendes Wesen.

"Autoren und Autorinnen"
Wenn von „Autorinnen“ die Rede ist, weiß man eindeutig, dass es sich um Frauen handelt. Geht es um „Die Autoren“ so sind erst einmal neutral Personen jeden Geschlechts gemeint. Zielt man speziell auf das männliche Geschlecht ab, muss man es nun eigens zur Erwähnung bringen: „männliche Autoren“. Durch die Doppelnennung geht die übergeschlechtliche Bedeutung des maskulinen oder femininen Genus im Plural verloren. Dies führt zum Verlust des Oberbegriffs der deutschen Sprache, nämlich des allgemeinen, nicht unter geschlechtlichem Aspekt ins Auge gefassten Menschen.
Das störrische Beharren nach der Auflösung der Neutralität des Plural erzwingt im Erfolgsfall die Nennung einer (scheinbaren, denn wir haben es grammatisch immer noch mit dem neutralen Plural zu tun) "männlichen" und einer "weiblichen" Form. Damit wird sprachlich eine Gruppe von Menschen explizit ausgeschlossen:
Hermaphroditen oder intersexuelle Menschen (Zwitter), Transgender oder Transsexuelle. In Deutschland leben ca. eine Million Hermaphroditen. (Eine öffentliche Diskussion dazu findet, wenn überhaupt, fast ausschließlich und auch nur in Ansätzen im Internet statt.)

Ich glaube, es gibt nur sehr wenig unerfahrene Autoren (bis auf die armen Studenten, die mancherorts beim Verfassen ihrer Diplom- oder Doktorarbeiten dazu gezwungen werden, dieses falsche Auslegung der Sprache zu verwenden), die der Meinung sind, jetzt müsse man die Paarnennung verwenden. Das Problem: Konsequent angewendet führt diese Schreibweise unbarmherzig zu einer Degradierung des Textes. Und darum versinken die meist zaghaften Versuche am Anfang recht schnell in der Versenkung.

Tipp: Vorher genau überlegen, auf welche Seite man sich schlägt.
Mein Standpunkt: Auch in den eigenen Texten manchmal richtig nachdenken, ob man wirklich "gleichberechtigt" schreibt. Es gibt ja Formen, die Frauen (wenn auch ungewollt) direkt ausschließen. Und das will niemand, denke ich.

Copyright:
www.wolframkober.de