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Die Dramaturgie

Beginnen wir mit zwei Kritiken zu meiner ersten Anthologie (Nova)

„Die Sprache des Autors zielt stets auf die Charakterisierung der Figuren ab, da werden Einzelheiten über die Menschen mitgeteilt. Aber nicht immer entsteht aus diesen Einzelheiten ein vorstellbares Bild, weil Kobers Lakonismus (kurz, einfach und treffend, ohne zusätzliche Erläuterung. Anm. des Autors) überwiegt. Das Problem ist andererseits ein Missverhältnis von erzählerischem Aufwand und schließlichem Ergebnis (ungeachtet der durchweg wichtigen Themen). Etwa dann, wenn in "Das Wrack" sich lange Erörterungen und Beschreibungen aneinanderreihen, bis die Geschichte zu einem hektischen Schluss getrieben wird.“

„In spannender, die Handlung nie vernachlässigender Form, und trotzdem sehr bildhaft geschrieben, muss sich zuletzt ihr Leser selbst fragen, wie er in den einzelnen Situationen entschieden hätte. Die Akteure werden selten für ihr Handeln direkt verurteilt, nur die möglichen Konsequenzen werden eindrucksvoll beschrieben.“

Sie sehen, wie unterschiedlich geurteilt wird. Dabei neige ich dazu, mich der ersten Kritik zuzuwenden, denn sie enthält Hinweise über wichtige Eigenarten meiner Erzählweise. „Lange Erörterungen und Beschreibungen“ oder “Lakonische Ausdrucksweise.“

In jeder Kritik steckt Wahrheit. Ein begnadeter Autor war ich nie. Ich musste um jeden Satz kämpfen - und manchen Kampf habe ich trotz aller Mühen einfach verloren. Aber ich bin (wieder) mit Herz und Seele dabei.
 

Die Dramaturgie

An dieser Stelle muss sich der Autor zurücklehnen, zu seinem Werk Abstand gewinnen und schlicht sein Handwerkszeug benutzen.

Drama bedeutet zuerst „Handlung“ oder „Geschehen“ (auf die Definition des Bühnenstückes will ich hier nicht eingehen). Wenn ich darum den Begriff Dramaturgie auf den Roman oder die Kurzgeschichte anwende, muss ich ihn ein wenig verbiegen: „Sie ist die Kunst der Gestaltung eines Stückes unter Beachtung der äußeren Bauform mit den Gesetzmäßigkeiten der inneren Struktur der Handlung.“

Manchem Autor ist das zu wissenschaftlich und er verlässt sich lieber auf seine Intuition. Wer schreibt ist schließlich ein „Künstler“ – das wird es schon richten. Aber, ganz ohne geht es nicht.

Da es fast unmöglich ist, hier am lebenden Beispiel zu arbeiten – es sei denn, ich wollte viele Seiten füllen, will ich im Grunde nur die Überschrift wirken lassen. Nicht sehr viel mehr. Schließlich können Sie sich ja zur Abwechslung einmal selbst Gedanken über Ihre Texte machen. Vielleicht finden Sie den Punkt, an dem Sie alles Schlechte aushebeln können.

 Trotzdem eine kleine Hilfestellung. Stellen Sie sich folgende Fragen:

„Stimmt das Geschriebene sachlich und kann es der Leser verstehen? (Oder stehe ich auf dem Standpunkt: Soll er sich mal Mühe geben, mich zu verstehen?“)

„Besteht mein Text mehr aus erklärenden, beschreibenden oder erörternden Teilen als aus gesprochener Rede? Besteht vielleicht ein Ungleichgewicht?“

„Handeln meine Personen logisch und in logischer Reihenfolge?“

„Wird die Handlung über Strecken breit im Detail auseinander gezogen, nur um dann hektisch alles aufzulösen?“ ("Getretener Quark wird breit, nicht stark." (Goethe)

„Stimmen die Bilder?“ Oder: "Habe ich mich um die "Bilder" überhaupt bemüht?"

„Stimmen die (grammatischen) Zeiten?“

Denken sie auch daran, dass  jedes Wort in seiner Grundform stärker ist als davon abgeleitete Wortbildungen.
"Als sie sich anzog, ..." ist stärker als "Beim Anziehen...", "unter Beweis stellen" schwächer als "beweisen".

Halten Sie auseinander: Die Sprache der Personen und die des Autors.
Die Protagonisten eines Textes dürfen umständlich,  pathetisch oder fehlerhaft reden. Sie lassen sich durch solches Benehmen charakterisieren. Die Sprache des Autors aber muss sich davon deutlich Personen unterscheiden.

Nun haben diese Fragen im eigentlichen Sinn nichts mit Dramaturgie zu tun – aber sie werden helfen, ein wenig Ordnung in das Werk zu bringen.

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