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Das leidige UND

Das „Und“ ist ein schönes Wort. Es verbindet auf lockere, angenehme Weise aufeinander folgende oder in Zusammenhang stehende Handlungen bzw. Ereignisse. Manche Autoren aber verwenden es so sinnentstellend, dass es weh tut.

Betrachten wir uns einmal folgenden Satz:

"Er sah müde aus und sein dunkles, langes Haar wehte im Wind."
Den Flüchtigleser, der nur das Ziel hat rasch weiterzukommen, den stören vermutlich solche Verknüpfungen nicht. In Wirklichkeit aber entsteht beim Lesen ein Bruch.

Welche Beziehung besteht zwischen der Müdigkeit und dem wehenden Haar? Beides sind Vorgänge völlig unterschiedlicher Natur. Sie haben nichts miteinander zu tun. Trotzdem werden sie mit einem „Und“ in einen Zusammenhang gezwungen, den es nicht gibt. Ähnlich ist es beim nächsten Beispiel:

"Der hautenge Anzug betonte ihre schlanke Figur und sie trug einen Waffengürtel um die Hüften, der jedoch leer war."
Auch hier werden Aussagen verknüpft, die - da kann man sich auf den Kopf stellen - niemals zueinander passen werden. Wer aber erlaubt die Ehe solch ungleicher Paare?

Wenn wir das „Und“ streichen und zwei Sätze daraus machen, wird es wieder stimmig.

"Über seinen Gedanken schlief er irgendwann ein und er hätte nie geglaubt, dass er an einem solchen Ort überhaupt schlafen könnte."
Das spricht für sich – oder?

"Er wurde geholt und seine Miene war verschlossen. "
Besser wäre wohl: Er wurde geholt. Seine Miene war verschlossen.

"Sie wandte den Kopf so ruckartig zu ihm, dass ihre Haare flogen und ihre Pupillen waren geweitet."
Ohne Kommentar.

Nun ist es ja nicht wirklich so, dass der Leser sich intensiv darüber Gedanken machen würde. Beim Lesen kommt eine kaum wahrnehmbare Störung vorbei, verschwindet schon wieder beim nächsten Satz …

Aber irgendwann fällt man sein Urteil und hat das Gefühl, einen guten oder nicht so guten Text gelesen zu haben. Haben sich diese und andere Stolpersteine gehäuft, wird die Antwort eindeutig sein.

Die Regel: Gehen Sie bewusst mit dem „Und“ um. Fragen Sie sich einfach: Darf ich es hier einsetzen? Ist das Folgende die logische Fortsetzung des Vorangehenden?

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