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Lebende Substantive

Tote und lebende Substantive - was soll das sein? Mit einem Substantiv verknüpft sich – ob man will oder nicht – immer eine Eigenschaft. Das heißt, der Leser implementiert, seinem Gefühl entsprechend, eine Eigenschaft. Manchmal vielleicht auch eine, die der Autor gar nicht will.

Das Haus ragte …
Da es keine nähere Definition gibt, neigt der Leser zu seinen eigenen Erfahrungen. Der Autor aber hat es in der Hand, dem Haus literarisches Leben einzuhauchen. Die Frage ist nun: Wie ersetzt oder umschreibt man Substantive, um sie mit einer beabsichtigten Stimmung (oder einem gewünschten Bild) zu versehen?

Das alte Haus. Das alte, verwitterte Haus. Das alte, verwitterte, von Weinranken und Moos gefangene Haus …

Ich denke,  jetzt haben wir schon ein ausreichendes Bild ... aber können wir ihm noch eine Art Stimmung verpassen, eine Emotion? Wie wäre es, wenn man anstelle des Wortes Haus ein anderes wählt?

Gemäuer, Unterkunft, Behausung, Bauwerk usw.

Bilden wir einen neuen Satz:
Dieses verwitterte Bauwerk, von Ranken und Moos gefangen, ragte ….

Ich habe viele Geschichten gelesen, in denen sich die Autoren darüber keine Gedanken gemacht haben. Sie waren damit zufrieden, überhaupt Sätze geschrieben zu haben. Sie haben versucht, ihre Vorstellungen in Worte zu kleiden – ohne auch nur den geringsten Gedanken an die geheimnisvolle Macht des Wortes zu verschwenden.

Die Frau sitzt auf der Wiese ...

Geben Sie Frau und Wiese Eigenschaften.
Frau: alt, jung, klein, groß, lachend, nachdenklich ...
Wiese: grün, gelblich, blumenbunt, farbenfroh, ungemäht, gepflegt ...
Was soll der Leser sehen, während er liest?

Wenn man ein düsteres Bild erzeugen will, dann vielleicht so:
In sich verkrümmt sitzt die alte Frau auf der verdorrten Wiese.

Oder lieber eine fröhliche Atmosphäre? Wenn Sie es jetzt selbst versuchen, fällt es Ihnen bestimmt leicht. Einfach mal probieren. Oder geben Sie doch mal einem Baum bestimmte Eigenarten: Verkrüppelt, tot, blühend stark, verästelt ...

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